GEDANKEN LIFE

Essen ist ein sinnliches Erlebnis und darf kein Zwang sein

Ich weiß, das Thema wurde schon oft thematisiert und doch habe ich immer wieder das Gefühl das es nicht ankommt in unserer Gesellschaft. Das Thema erschlägt mich gerade nahezu, und zwar von allen Seiten. Gestern habe ich in einer Facebook-Mama-Gruppe lesen müssen, dass eine Frau fragte wie Sie ihrem 4,5Monate altem Kind den Brei mit ein paar Tricks schmackhaft machen kann, weil dieses den Brei nicht akzeptieren will. Ein paar Stunden später eine andere Frage:“Mein 1 Jähriger Sohn war immer ein guter Esser – jetzt verweigert er jegliches Essen, nur Nudeln ohne Soße werden von ihm gegessen. Was kann ich tun?“

Auf die beiden Fragen kamen Antworten die mich ehrlichweiße erschüttern, aber auch nicht verwundern. „Versuch es doch mal mit dem „Flieger-Trick!“ oder „Wenn mein Kind das Hauptgericht nicht essen möchte, dann bekommt es auch keine Nachspeise.“ Weiter ging es mit: „Wir haben eine klare Regel, wer nicht wenigstens versucht, der darf anschließend auch keine Fernsehsendung anschauen!“ Bei dem Baby welches den Brei verweigerte kamen Antworten wie: „Versuch das Baby doch auszutricksen und mische immer mehr Milchbrei in die Milchflasche so kann sich das Baby langsam an die Konsistenz gewöhnen!“

Warum kommt eigentlich niemand auf die Idee das es für das Baby noch viel zu früh für feste Nahrung sein könnte? Warum muss ein Kind alles Essen oder zumindest Probieren was wir Erwachsene ihm vorsetzen? Warum darf ein Kind nicht einfach mal keinen Hunger haben? Darf ein Kind nicht einfach auch sagen: „Ich möchte das (gerade) nicht essen?“ Da werden die schönsten und buntesten Löffel gekauft, mit lustigen Figuren. Da dürfen die Kuscheltiere mit am Tisch sitzen und müssen auch mit essen. Da wird der Fernseher angeschaltet oder auf dem Handy kleine Videos gezeigt nur um das Kind abzulenken, um ganz schnell ein paar Löffel in den Mund des Kindes zu drücken. Und dann aber auch noch einen Löffel für die Oma.

Die meisten von uns sind sehr geprägt wenn es um das Thema Essen geht. Wir alle sind wohl Opfer der Generation Spinat. Auf welche Zahl würden wir wohl kommen wenn wir alle unsere Minuten zusammenzählen müssten die wir vor dem grünen, schleimigen Brei verbracht haben? Oder habt ihr Fernsehverbot und Hausarrest in Kauf genommen, weil ihr manche Dinge nicht essen wolltet?
Derartiges Verhalten wurde von Eltern oder Großeltern als unerzogen, aufmüpfig und trotzig kommentiert.

Natürlich möchten wir als Eltern das sich unsere Kinder gesund, abwechslungsreich und vielseitig ernähren. Natürlich ist es schön wenn wir ohne Nörgeln und Motzen unseres Kindes am Tisch sitzen und sich das Kind bereitwillig füttern lässt. Aber sollten wir nicht akzeptieren das auch unser Kind bestimmte Vorlieben hat? Wollen wir ihm nicht das Recht zugestehen selbst zu entscheiden was und wieviel es essen möchte? Wollen wir nicht warten bis das Baby breit für feste Nahrung ist und es uns die Zeichen für den Beikoststart gibt?

Wie wäre es wenn wir auch nicht mehr selbst entscheiden dürften was es zum Abendessen gibt. Wenn wir nicht mehr auf unser „Bauchgefühl“ hören dürfen, sondern auf das unseres Mannes? Was wäre wenn dieser über die Menge auf unserem Teller entscheiden dürfte und nicht wir selbst?

Kinder haben einen sehr guten Überlebenssinn. Sie wissen sehr gut was ihr Körper gerade braucht, sofern wir sie aus gesunden Lebensmitteln entscheiden lassen. Manchmal sind das mehr Kohlenhydrate in Form von Nudeln, ein anderes mal wird die Wurst ohne Brot gegessen und das Kind nimmt die nötigen Proteine auf. Eine Woche verweigert das Kind Obst in jeglicher Form, in der nächsten würde es sich am liebsten ausschließlich von Äpfeln und Kiwis ernähren. Vertrauen wir unseren Kindern, sie können besser auf sich und ihren Körper achten als wir denken.

Vertrauen wir unseren Kindern, verleiten wir sie nicht zu „mehr“, weil permanent über den Hunger hinaus gegessen werden muss. Das „Bauchgefühl“ für Zutaten und Menge, welches sich in den Kinderjahren aufbaut, begleitet das Kind durch sein ganzes Leben.

Natürlich möchte ich nicht sagen, dass wir das Kind nur noch mit Schokolade füttern sollten weil es nur noch Süßes essen möchte. (Doch auch Kinder wollen für schlechte Zeiten vorsorgen!)  Vielmehr möchte ich sagen, das:

Essen von Natur aus ein sinnliches Erlebnis sein sollte und damit das auch so bleibt, darf Essen kein Zwang sein.

Es gibt absolut keinen Grund ein Kind oder gar einen Säugling zum Essen zu zwingen, egal aus welchem Grund es nicht essen möchte. weder mit psychischer noch mit physischer Gewalt, nicht mit Druck oder übertriebenem Loben wenn gegessen wurde.

Möchte ein Kind nicht essen ist das zu akzeptieren!

Wie handhabt ihr das bei euch zuhause?

Alles Liebe

Lena

 

5 Kommentare zu “Essen ist ein sinnliches Erlebnis und darf kein Zwang sein

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