Meine Schwangerschaft war recht unkompliziert. Ich liebte es schwanger zu sein und fühlte mich trotz starken Wassereinlagerungen und der großen Hitze zum Ende der Schwangerschaft pudelwohl in meiner Haut. Der Geburt sah ich freudig entgegen, war aber auch ein wenig wehmügig, weil das ja auch das Ende der Schwangerschaft hieß. Natürlich überwog die Freude auf unser Kind mehr. Angst hatte ich keine, ich wollte alles erleben: Wehen von Anfang bis Ende, selbstverständlich ohne PDA. Ich war so gespannt auf dieses Wunder und wozu mein Körper und ich in der Lage sind. Auf Grund einiger Geschichten von Frauen in meiner Familie, die alle unkomplizierte, recht schnelle spontane Geburten hatten, stellte ich mir unser Geburtserlebnis ähnlich vor. Aber Pustekuchen. Es kam anders…
Ich hatte recht lang Wehen. Es begann am vormittag, war aber noch gut auszuhalten. Ich war noch nicht sicher, ob es vielleicht nur Senkwehen sind, die wieder weg gehen… Im Laufe des Tages wurden die Wehen stärker, waren jedoch noch nicht sehr regelmäßig. Trotzdem wurde mir immer klarer, dass es wohl heute losgehen wird. Die Wehen wurden stärker, die Abstände kürzer. Ich hatt mir jedoch immer vorgenommen, so lange es geht zuhause zu bleiben. Meine Horrorvorstellung war es ins KH zu fahren und wieder nach Hause geschickt zu werden oder unter Wehen durchs Krankenhaus spazieren zu sollen. Ich stellte mir nämlich auch vor, dass ich unter Wehen sicherlich nur liegen möchte. (Etwas naiv diese genauen Bilder in meinem Kopf.) Letzten Endes konnte ich in den Wehen nämlich gar nicht liegen, oder gar Sitzen. Nachdem ich zuhause also noch gebadet hatte und die Wehen bereits alle 10 Minuten kamen, wurde mir bewusst, dass ich mehr als eine Wehe im Auto haben werde, wenn wir uns nicht sofort auf den Weg machen. Also los…. Mein Freund musste auf dem Weg ins Krankenhaus sogar anhalten, damit ich beim „wehe wegatmen“ aufstehen kann.
Im KH angekommen wurde ich untersucht. Der letzte Ultraschall vor Entbindung. Das Kind hatte sich doch tatsächlich noch in den letzten Tagen vor der Geburt gedreht. 6 Monate in optimaler Geburtsposition und auf den letzten Metern wollte es sich noch mal alles von der anderen Seite anschauen. Ein Sternengucker.
Für mich hieß es, es könnte etwas komplizierter werden, hatte aber keinen großen Stress damit. Was zu diesem Zeitpunkt noch spannender war: Dürfen wir gleich ein Mädchen oder einen Jungen begrüßen? Bis zur 33. Ssw gingen alle von einem Mädchen aus. Doch dann hieß es, es könnte doch ein Junge werden. Ab da war es bis zum Ende der Schwangerschaft nicht mehr sichtbar. Unser Kind wollte es wohl spannend machen. In der Schwangerschaft hat mich das einige Tage ziemlich aus der Bahn geworfen, nicht unbedingt weil bei uns alles rosa war (das war es nämlich gar nicht), sondern weil meine Mädchen-Mama-Vorstellung, die ich mir bis dahin so detailliert ausgemalt habe, vielleicht nie eintreffen wird. Zu diesem Zeitpunkt im Untersuchungsraum des KH war es mehr die Neugier und Freude, die mich ein letztes Mal fragen ließ. Aber nein, es sollte eine Überraschung bleiben.
Nach einer langen Nacht mit starken Wehen, die ich mit meinem Freund hauptsächlich im Wehenzimmer, über einen Gymnastikball hängend, verbrachte, riet die Hebamme mir am Morgen bei durchgehenden Wehen ohne Wehenpausen und vollständig geöffneten Muttermund, mich doch für eine PDA zuentscheiden, um meinem Kind besser helfen zu können. Denn es kam einfach nicht tief genug ins Becken. Dem willigte ich zu diesem Zeitpunkt ohne zu zögern ein, denn ich war so langsam wirklich am Ende meiner Kräfte.
Bis der Anästhesist im Kreißsaal ankam, vergingen ca 2 Stunden wegen Dienstübergabezeit im KH. Die Ärztin versuchte mir noch Schmerzmittel intravenös zu verabreichen, doch auf Grund meiner schlechten Venen, gab sie es nach 3 Versuchen auf. Zu diesem Zeitpunkt war es auch für meinen Freund besonders schrecklich mich so am Ende zu sehen. Naja, irgendwann saß ja dann doch die PDA. Ab da war ich entspannt und absolut fasziniert wie schnell man diese krassen Schmerzen in so kurzer Zeit einfach „wegmachen“ kann.
Ca. eine Stunde später hörte ich meine Hebamme zur FA sagen ‚wir wissen doch worauf es hinaus läuft‘. Zum ersten Mal begriff ich, dass die beiden im Nebenzimmer über uns sprachen und es um einen Kaiserschnitt ging. Das jagte mir die Tränen in die Augen. Das hatte ich so doch nicht gewollt. Ich wollte eine natürliche Geburt erleben. Die Hebamme merkte meine Traurigkeit, als sie uns über diese Option informierten. Sie wollte uns noch eine Stunde geben, um zu schauen, ob sich noch was tut. Diese Stunde haben sie wohl nicht wirklich aus Optimismus gegeben, sondern um uns als Eltern einen Moment zum Sackenlassen zu geben. Die Stunde war noch nicht vorbei und ich wurde schon in den OP geschoben. Dort wartete ein mindestens 10köpfiges OP-Team auf uns…
Alle waren sehr nett. Ich fühlte mich sehr gut aufgehoben. Nach ungefähr 15 Min. in den so sehr an meinem Körper rumgewackelt wurde, dass ich dachte die Ärztin hüpft auf mir herum, war unser Kind geboren. Wir warteten auf die Hebamme, die das Kind hochhebte und rief ‚Es ist ein Junge‘ und mir den kleinen Mann auf die Brust legte. So ein unbeschreiblich tolles Gefühl. Mein kleiner Mann hatte so eine tolle, laute Stimme und ich war sofort, so verliebt in MEINEN SOHN… seinen Namen haben wir in der Nacht im Wehenzimmer beschlossen. Er heißt Paul und ist heute 8,5 Monate alt. Krabbelt hier fleißig durch die Gegend, hat einen ganz schönen Dickkopf, ist sehr auf mich bezogen und ein richtiger Sonnenschein.
Manchmal bin ich immer noch ein bisschen traurig, dass ich nicht spontan entbunden habe. Trotzdem war es das schönste und intensivste Erlebnis, das ich je hatte und ich bin froh, dass wir eigentlich sonst alles von einer spontanen Geburt erlebt haben, und nur das Ende ein anderes war.
[von einer Anonymen Leserin]
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