Ach wie niedlich, sie schreibt einen Familienblog! Über was bloggst du denn? Nähen, Stricken, Kochen & Backen? Oder lustige Anektoden über die „working mom“ von heute? Wer steht hinter diesem Blog? Eine gelangweilte Hausfrau der Mittelschicht, mit einem großen Mitteilungsbedürfniss? Was bitte ist daran politisch?
Ganz einfach: So ziemlich alles, denn schon das PRIVATE ist politisch! Ein Blog lebt von den den geteilten Inhalten, von den Gedanken der Bloggerin, von ihrer Meinung, Sichtweise und ja, auch den Gefühlen die hinter so einem Blog stehen. Ein Familienblog hat von all dem sehr viel, denn Familie ist ein emotionales und doch sehr privates Thema. Auf den ersten Blick schreiben viele Familienblogger über das gleiche, doch wenn man einen Blog länger und intensiver liest, der Person auf ihren SocialMediaKanälen folgt und somit einen Einblick in ihr Leben, ihren Alltag und ihre Familie bekommt (je nachdem wie viel tatsächlich davon preisgibt!).Und dann kommt er, der Punkt, an dem man als Leser entscheidet. Entscheidet darüber, ob der Mensch der diesen Blog schreibt, in mein Lebens- und Denkmuster passt. Tut er das nicht, werde ich das Abonnement vermutlich löschen. Tur er das nicht und folgt dem Blog und den Beiträgen weiterhin, ist man vermutlich ein Leser von Hundert bis Tausenden anderen.
Das Schöne daran aber ist, dass es so viele sogenannte Mama-Blogs gibt (es sollen über 2000! sein) das jeder „seine“ Lieblingsblogs finden wird. Die Vielfalt an Blogs ist jedenfalls gigantisch und jeder Blogger trägt eine Botschaft in die Welt hinaus. Und genau an diesem Punkt, fängt das politische doch schon an. Wir machen von einem Recht gebrauch: der freien und öffentlichen Meinungsäußerung.
Ich als Mamabloggerin tue das fast täglich, denn ich finde Elternschaft ist eines der politischsten Themen überhaupt. Fängt doch schon morgens um 7.00 Uhr beim Frühstück an. Wir brauchen unseren Kindern Demokratie nicht erklären, wir leben sie täglich. Wir beziehen sie in Entscheidungen mit ein, wir hören zu, versuchen zu verstehen, wir teilen unsere Meinungen miteinander, wir diskutieren und beratschlagen. Täglich. Mehrmals. Immer wieder. Davon erzählen wir auf unseren „Mami-Blogs“.Und das einzige was daran vielleicht niedlich ist, sind die Baby-und Kinderfotos die wir mit unseren Lesern teilen. Das ist aber auch schon alles, denn ansonsten erzählen wir von kurzen Nächten und langen Tagen. Von Arbeitstagen mit viel Kaffee und einer dicken Schicht Concealer um die Augenringe der letzten Nächte vor den kinderlosen Arbeitskollegen, Kunden und den Chefs zu verdecken. (vorallem von denen die keine eigenen Kinder haben und somit einfach keine Ahnung haben was wir leisten!) Es geht um Bedingungen die niemand versteht, um unendlich viele Krankheitstage weil das Kind permanent neue Viren aus den Kindergärten anschleppt!) Es geht Elternzeit-Modelle, um Kita-Eingewöhnungen, und ja, um fehlende Kindergarten, Krippen-, und Betreuungsplätze. Es geht um das Karriere-Aus und dem Stehenbleiben im Job. Es geht darum wie man ein Familieneinkommen generiert und wie man mit dieser Belastung umgeht.
Es geht um Gesundheitsvorsorge und um eine Hebammenproblematik die niemanden zu interessieren scheint (verdammt nochmal, wann wird hier endlich eine Lösung gefunden?) Es geht um Kreissaalschließungen in ländlichen Gebieten. Es geht um Eingriffe in den Geburtsprozess aus Kostengründen oder aus dem akutem Personalmangel heraus. Es geht um Mutter-Kind-Kuren und die daraus entstehenden Formalitäten, um Bewilligungen und Ablehnungen aus unerklärlichen Gründen. Um die Ehrlichkeit und die Bereitschaft es überhaupt laut & öffentlich auszusprechen: „Ja ich bin ausgelaugt, ich bin müde, ich habe gerade keine Kraft mehr!“
Es geht um das Selbstwertgefühl von Frauen und Müttern, es geht um den Mut sich etwas aufzubauen, ein Hobby, einen Job, ein eigenes Einkommen. Es geht um Abhängigkeit und den Weg heraus. Es geht um Elterngeld, Betreuungsgeld und die Länge der Elternzeit. (Wie lange darf/kann ich bei meinen Kindern zuhause bleiben!) Es geht um die Rechte von Müttern, Vätern und Kindern. Es geht um liebevolle Erziehung und um geborgenes Aufwachsen.
Und ja auch das ist politisch, denn jeder liebevoll geschriebene Artikel, jeder Artikel der der Aufklärung dient, ist auch ein Versuch eingefahrene Gedankenmuster einzustampfen. Es ist ein klares Statement, eine Bewegung, eine Welle die ins Rollen kommt, die zum Nachdenken und Umdenken anregt und somit ist, wie auch Susanne Mierau vom Blog „geborgen wachsen“ schreibt, jeder Artikel über geborgenes Aufwachsen eines Kindes, eine politische Aussage, eine Chance für eine bessere Zukunft.
Elternschaft ist politisch, Erziehung und Beziehung ist politisch. Familie und Familienleben ist politisch. Und darüber zu sprechen, zu schreiben, zu bloggen auch!
Was denkst du darüber?
Liebe Grüße
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