Von der ersten Sekunde an, der Sekunde in der du mich zur Mama machtest, zeigtest du mir wie sehr du mich brauchst und wie nah du mir sein möchtest! Alles ist neu für dich, es ist unglaublich hell, kalt, laut und dein Rückzugsort in dem du 9 Monate herangewachsen bist, ist furchtbar weit weg. Du hast keine Chance dorthin zurück zu kehren, dich wieder einzukuscheln, dich klein zu machen, einzurollen, deine Augen wieder zu schließen und die Wärme zu genießen. Meine Herztöne, meinen Puls, ja meine Verdauungsgeräusche, dieses sanfte Gluckern und Grummeln, alle Geräusche die dir bisher so vertraut waren, sind jetzt weg. Du musstest deinen Schutzort, und dein bisheriges Zuhause verlassen, dass dir immer mehr zu eng und zu klein wurde, und dich auf den Weg in eine ganz neue und unbekannte Welt machen, wo dich Menschen, die dich überalles lieben, ohne dich bisher gesehen zu haben, liebevoll in Empfang nahmen. Tränen voller Freude und dem größten Glück das man sich nur vorstellen kann, liefen über meine Wangen und auch dein Papa war sprachlos und voller Demut.
Da lagst du nun, auf meiner Brust, mein Körper zitterte und ich wollte dich am liebsten nie mehr loslassen. Auch du protestiertest lautstark wenn ich dich ablegte. Am wohlsten fühltest du dich auf meiner Brust und warst entspannt und ganz ruhig, solange du meinen Herschlag hörtest. Der Takt meines Herzens gibt dir Sicherheit, dass alles gut ist und du beruhigt schlafen kannst. Schon kurz nach der Geburt beginne ich dich im Tragetuch zu tragen um dir den Start in deine neue Welt etwas leichter zu machen. Dir einen sanften Start zu ermöglichen.
Denn wenn du eines jetzt ganz besonders brauchst, dann ist das Nähe, dass spüre ich. Du suchst nach Nähe zu mir, Nähe zu deinem Papa. Du möchtest nicht alleine sein. Anfangs dachte ich, du hast unglaublich viele Bedürfnisse und fragte mich wie ich diesen allen gerecht werden soll und wie ich deine Signale die du mir gibst, deuten kann. Und dabei ist es doch eientlich nur eine Einzige: Die Nähe zu deinen Bezugspersonen. Zu Menschen die dich liebevoll umsorgen, dich beschützen vor all den Gefahren die du noch nicht einmal kennst. Du willst beruhigt werden, willst meinen Atmen ganz nah bei dir spüren, mich riechen und mit deinen kleinen Fingerchen meine Haut fühlen. Denn eins weißt du instinktiv: Wenn ich Mama nicht höre, sehe, rieche oder fühle, dann bist du alleine. Und alleine zu sein, heißt schutzlos und verloren zu sein. Und das fühlt sich gar nicht gut an. Die einzige Möglichkeit die dir bleibt, ist weinen, welches, wenn es nicht gehört wird, in verzweifeltes Schreien übergeht.
Und genau weil mein Mama-Instinkt mir lauthals zu ruft und mein Herz fast zerspringt, wenn ich dich weinen höre, nehme ich dich hoch, trage dich, halte dich und versuche dich zu beruhigen. Das klappt nicht immer, aber zumindest weißt du, dass ich bei dir bin und deinen Schmerz ein Stück weit mit trage, in dem ich dir nahe bin. Ich bleibe bei dir, bis jede Träne getrocknet ist, so lange bis deine kleine Welt wieder in Ordnung ist, egal warum sie gerade aus den Fugen geraten ist. Du bist noch so klein, verstehst deine Gefühle, die Signale die dir dein Körper gibt oftmals selbst noch nicht. Wenn du bei mir bist, an meinem Körper, im Tragetuch, in meinem Arm, dann kannst du dich an mich schmiegen und versinken.
Du brauchst mich, jeden Tag, jede Stunde, jede Minute und jede Sekunde. Das war oft sehr, sehr anstrengend und ich habe mir sehr oft gewünscht, nur mal ein paar Minute alleine sein zu können, ohne dich als meinen kleinen zuckersüßen Begleiter. Heute, fast vier Jahre später, weiß ich wie unglaublich schnell die Zeit wie Sand durch unsere Fingerspitzen rinnt. Du suchst und brauchst meine Nähe jetzt. Die Zeit des Tragens und des getragen werdens, wird sich immer mehr abgelöst von der Zeit des Tuns, des Entdeckens. Eine Zeit in der du anfangen wirst auf deinen eigenen, kleinen und wackligen Beinen zu stehen. Deine Schritte werden größer werden, sie werden sicherer und sie werden dich immer weiter von mir weg tragen.
Und das, da bin ich mir sicher, nicht aus dem Grund, weil du weißt, dass ich sowieso nicht auf deine Bedürfnisse eingehe und deine Gefühle nicht schätze oder beachte, sondern aus dem Wissen heraus, dass ich ich dich nicht nur sanft in die Welt getragen habe, sondern auch zu jeder Zeit, an jedem Ort, und egal wie groß du sein wirst, alle meine Mama-Kräfte zusammenpacken würde, um dich wieder nach Hause zu tragen, wenn du mich brauchst oder Halt suchst.
Und wenn du dir einer Sache in deinem Leben sicher sein kannst,
dann ist das meine Nähe und Liebe zu dir, denn du bist der Takt meines Herzens.
5 Kommentare zu “Der Takt meines Herzens || Ich trage dich in die Welt mein Kind!”