GEDANKEN

KINDER BRAUCHEN NATURERLEBNISSE

Blumen pflücken, über das nasse Gras streichen, mit nackten Füßen durch das Wasser laufen, Sand durch die Finger rieseln lassen, Sommerregen auf der Haut fühlen, Nacktschnecken beobachten und Regenwürmer bestaunen. Auf Bäume klettern und den Duft von frischgemähten Gras riechen. Die Blätter fallen sehen, Bäche anstauen, über Baustämme klettern und vielleicht ein Baumhauser bauen. Stöcke faszinieren Kinder, mein Sohn schleppt sie in allen Längen und in allen Auführungen mit nach Hause. Er baut gern Höhlen im Wald, Hütten und dem „Waldzwerg“ eine Bleibe.

Kinder lieben den Wald. Er ist für sie ein großer Abenteuerspielplatz. So viele Schätze die es dort zu entdecken gibt. Wir versuchen Spielplätze weitestgehend zu vermeiden. Sie geben viel vor, lassen wenig Platz für die Kreativität der Kinder und es gibt zu viel Regeln und Muster. Das freie Spielen und Erleben ist kaum möglich, daher versuche ich mehrmals in der Woche mit meinen beiden Kindern einen Spaziergang durch den Wald zu machen. Wir haben auf dem Land natürlich den Vorteil, dass wir nur ca. 250 kleine Kinderschritte machen müssen, um am Eingang des Waldes zu stehen. Für Familien die in der Stadt leben, ist das natürlich nicht ganz so einfach. Aber auch hier, so bin ich mir sicher, gibt es viele Möglichkeiten einen Ausflug in den Wald zu realisieren. Im Frühling und Sommer zieht es uns regelrecht nach draußen. In der kalten und dunklen Jahreszeit scheuen wir uns oftmals davor, mehrere Stunden im Freien zu sein. Aber gerade auch dann ist es so gut mit seinen Kindern täglich unter freiem Himmel zu sein. Frische Luft, Sonnenlicht und Bewegung ist für Kinder wichtig und hält schlechte Laune und Langeweile ab.

Aber was tun – im Wald? In der Natur?

Öffnet die Augen für die Farben. Dieses satte Grün. Schaut euch an, wie viele unterschiedliche Planzen hier wachsen. So viele davon, wachsen nur hier in dieser Umgebung. Haltet die Augen offen, seid Vorsichtig wo ihr hintrittet und setzt vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Ihr seid hier nur Gast, es ist nicht euer Lebensraum. Öffnet die Augen für die Schönheit des Waldes. Zeige deinen Kindern den Wald als Ort der Ruhe und der Phantasie, aber auch als Quelle neuer Erfahrungen, als Ort der Märchen und Abenteuer. Schaut euch diese Lichtspiele an, staunt wie die Sonne mit den Baumkronen und Blättern spielt. Schaut unter Steine, hinter Baumstämme, hinauf zu den Bäumen – vielleicht könnt ihr ein Eichhörnchen oder die unterschiedlichsten Vögel entdecken? Seid vorsichtig wenn ihr durchs Laub raschelt – vielleicht versteckt sich unter den Blättern ein Laubfrosch? Nehmt euch Zeit, schult eure Augen für die kleinen Dinge.

Sammelt kleine Schätze: Eicheln, Kastanien, Blätter in den unterschiedlichsten Größen, Gräser, Blumen, Steine und Stöcke. Vielleicht nehmt ihr ein kleines Körbchen für jedes Kind mit, in das es seine Lieblingsschätze hineinlegen kann. Manchmal möchten meine Kinder sie mit nach Hause nehmen, ein anderes Mal werden sie gleich zum Spielen benötigt. Lange Stöcke um Häuser und Hütten zu bauen, Stöcke und Kastanien als Würstchen für den selbstgebauten Waldgrill. (natürlich ohne echtes Feuer!)Wenn wir die gefunden Schätze mit nach Hause nehmen, dekorieren wir damit ein kleines Jahreszeitentablett, hängen sie an unseren Zweig im Flur, basteln etwas daraus oder die Kinder möchten, dass besonders schöne Fundstücke in ihr Schatzglas kommen.

An manchen Tagen nehmen wir Tier & Pflanzenbücher mit, und bestimmen damit verschiedene Tier und Pflanzenarten. Von Expedition-Natur [moses.] gibt es ganz tolle Karten für Kinder, die sich gut als Begleiter in die Natur eignen. Schaut mal hier, hier, hier und hier.  Damit stillen wir regelmäßig den „Wissensdurst“ unseres 4-Jährigen. Auch lässt es sich super entspannt im Wald schnitzen. Die Ruhe, die verschiedensten Materialien quasi vor Augen, Vogelgezwitscher, Blätterrascheln. Ihr solltet das wirklich ausprobieren, euren Kindern ein Schnitzmesser von Opinel kaufen. Dieses hat eine abgerundete Klinge und ist somit genau das richtige für die ersten Schnitzversuche.

Öffnet die Hände um zu fühlen, abseits von Alltagsdingen. Fühle Tannenzapfen und Eicheln und streichle übers Moos, wie unglaublich weich es sich anfühlt. Lass dein Kind auch wirklich Dinge aufheben und anschauen. Habt keine Angst das ihr euch die Hände dreckig machen könntet. Denk gar nicht dran. Fühlt, tastet, spürt den Wald – benutzt eure Hände. Buddelt und Matscht. Das bietet sich auch schon mit den Allerkleinsten an. Babys ab Sitzalter lieben es im Wald zu sitzen. Zieht ihnen Strumpfhose und Matschhose an, so dass sie sich nicht verkühlen und lasst eure Babys fühlen. Ihr werdet schnell merken wie schön sie das finden!

Öffnet die Ohren, hört den Stimmen des Waldes zu. Es kracht, zwitschert, klopft, ein kleines Bächlein plätschert. Hört den Hummeln auf der Waldlichtung zu – man hört die Geräusche so rein und klar. Ganz ohne die oft so störenden Nebengeräusche der Straße und der Stadt. Höre die Stille, die nur kurz von einem „vorlauten“ Tier, wie dem klopfen des Spechts unterbrochen wird. Sei leise, füstert um die Bewohner nicht zu stören. Diese Ruhe tut nicht nur Eltern, sondern auch unseren Kindern gut. Sie erdet uns und lässt uns ganz ruhig werden.

Erkläre deinem Kind den Wald, lass es Fragen stellen und versuche ihm eine Antwort zu geben. Wenn nicht sofort, dann zumindest zuhause, wenn ihr in Büchern oder im Lexikon nachlesen konntet. Vielleicht denkst du dir eine kleine Geschichte oder Märchen zu euren Fundstücken aus. (Bei uns ist der Waldzwerg sehr beliebt. Geschichten von kleinen Eichhörnchen, Mäusen oder Füchsen finden Kinder aber sicherlich auch Spannend! Was würde wohl die Eule über das Waldleben erzählen?) Lass dein Kind den Wald als Abenteuer erleben.

Kleine Spiele bieten sich auch im Wald an. Leo spielt unheimlich gerne verstecken. Steckt dabei aber das Gebiet gut ab! Ihr könnt aber nicht nur euch selbst, sondern auch eure Fundstücke verstecken und anschließend suchen! Zapfenwerfen, Waldmemory & Co – euch fallen sicherlich noch ganz viele weitere Spiele ein.

Gerade auch im Herbst, also in den Monaten September & Oktober kann die Natur Kindern ganz besonders gut erleb- und greifbar gemacht werden. Die Apfelbäume hängen voller roter Äpfel, die geerntet werden können. Diese lassen sich zu  Apfelmus und  Apfelkuchen verarbeiten. Die Birnen fallen von den Ästen und bleiben hier oftmals einfach liegen. Schnappt euch eure Kinder und hebt ein paar auf. Macht Birnenkompott daraus oder einen herbstlichen Birnenkuchen. Die Holunderbeeren werden reif und leuchten rot, wir machen daraus Holunderbeerensaft, der ist nämlich  gut für das Imunsystem der ganzen Familie. Überall am Waldrand hängen Hagebutten, die geernet werden wollen. Wir pieksen diese auf Draht und formen daraus Kreise & Herzen, verarbeiten sie zu herbstlichen Kränzen und Türschmuck. Im Wald wachsen Pilze, die essbaren können gemeinsam gesammelt werden (nehmt hier in jedem Fall auch ein Pilz-Bestimmungsbuch mit! Manche sehen sich wirklich zum Verwechseln ähnlich!)

Was ich euch auch sehr empfehlen kann, ist das Buch von Herbert Renz-Polster und Gerald Hüther „Wie Kinder heute wachsen“ | Natur als Entwicklungsraum. Ich hab es wirklich verschlungen und es zeigt sehr viele gute Aspekte auf. Natur ist für Kinder nämlich tatsächlich nicht nur Spielraum, eine nette Ergänzung zum Alltag und nicht nur Erholungsraum ist. Für Kinder ist die Natur ein echter Entwicklungsraum, so wichtig und so essentiell wie gutes Essen, regelmäßige Kuscheleinheiten und zärtliche Berrührungen. Sie bedeutet laut Herbert Renz Polster: Freiheit, Widerständigkeit, Unmittelbarkeit und Bezogenheit, und darauf bauen sie ein festes Fundament, dass sie durch’s Leben trägt. Und ja – dieser Meinung bin ich auch! Kinder brauchen Naturerlebnisse!

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