GEDANKEN

No way to be a perfect mom

and a million ways to be a good one.

(Jill Churchill)

Nicht mein Tag heute. Ich glaube heute bin ich die genervteste Mutter die es gibt. Oder zumindest, die genervtste die ich in den vergangenen 4 Jahren war. Rückblickend war heute ein Tag, an dem ich gerne auf eine Fernbedienung drücken und zurückspuhlen würde.  Den Tag noch einmal neu beginnen möchte.

Denn dann würde ich nicht nach einer Stunde vergeblichen Bitten & Betteln, dass die Kinder doch nochmal die Augen zu machen und weiterschlafen, wie eine hysterische Kuh aus dem Bett springen. Dann würde ich vielleicht mit den Jungs reden, statt sie mufflig anzuschweigen. Ihre vielen Fragen beantworten, die um 5,30 Uhr eben so dringend beantwortet werden müssen. Ich würde mich nicht 5 Minuten im Bad einsperren und sagen, sie sollen jetzt leise auf dem Sofa sitzen und ein Buch anschauen,  nur um noch kurz meine Ruhe zu haben. Ich würde ein liebevolleres Frühstück vorbereiten, mir mehr Mühe geben und eine tolle Pausenbox für den großen Sohn packen. Ich würde gelassener reagieren als die Tasse Kakao über den Tisch läuft. Geduldiger erklären, warum heute nicht der richtige Anlass und das beste Wetter für Badehose, Schwimmflügel & Winterjacke ist. Ich würde entspannter sein, wenn ich den Laptop & den Kalender aufklappe, und die vielen unbeantworteten Mails und Abgabetermine, einfach in eins der hintersten Hirnstüberl verfrachten… ach, lassen wir das! Ich könnte ewig weitermachen. Ganz einfach, der Tag hätte besser laufen können. Ich war heute nicht die Mutter, die ich gerne sein würde und genau das macht mich traurig. Ich bin enttäuscht von mir selbst, habe das Gefühl nichts richtig zu machen. Immer und immer wieder stellt sich mir die Frage, was es ausmacht eine gute Mutter zu sein? Habt ihr solche Gedanken auch? Immer und immer wieder werden Mütter kategorisiert. In ein Muster gesteckt, wie eine gute Mutter zu sein hat.

Stillen muss Sie natürlich. Und tragen. Und eine Federwiege besitzen. Immer ruhig und gelassen bleiben, auch wenn das Neugeborene nächtelang durchschreit. Bitte keinen Gedanken verschwenden, wie schön es jetzt wäre,ganz in Ruhe  mit dem Partner auf dem Sofa in den Fernseher zu schauen, schließlich ist Mama-Sein das schönste & Beste und erfüllenste was wir je in unserem Leben erlebt haben. Jeder andere Gedanke, ein Nachtrauern vergangener Zeiten wird mit einem „du bist noch nicht bereit für ein Kind“ abgestempelt. Breifrei und BLW sollte eine gute Mutter in jedem Fall zelebrieren und niemals fertigen Brei aus dem Supermarkt kaufen. Und wenn überhaupt, dann bitte in Bio-Qualität. Stoffwindeln, Ökowindeln, Discounterwindeln, Windelfrei – was macht mich jetzt zu einer guten Mutter bittesehr? Die ersten Baby-Förderkurse müssen schon begonnen werden, wenn das Baby 4 Monate alt ist. Babyschwimmen natürlich, und Pekip und Musikgarten. Und jaa, natürlich müssen Kinder schon so bald wie möglich an andere Kinder gewöhnt werden. Mama & Papa alleine reichen nicht aus, sie müssen lernen Freundschaften zu pflegen. Im Kindergarten geht das ganz besonders gut. Aber bitte  ein Walddorfkindergarten, oder Montessori? Ja was denn jetzt? Am Nachmittag bitte zur musikalischen Früherziehung, zum Sport, zum Englisch-Kurs. Bitte kein Plastik-Spielzeug. Viel Gemüse. Wenig Fleisch. Am besten vegan, ja das geht auch schon bei den Kleinsten. Keine Süßigkeiten, in keinem Fall Kuchen! Was dein Kind bleibt beim Essen nicht still sitzen? Dann musst du besser durchgreifen. Das müssen sie für die Schule lernen! Setz dich durch! Auf keinen Fall Fernseher! Mindestens 30min täglich vor(lesen!) Niemals schreien oder schimpfen. Den Kindern beibringen alleine einzuschlafen, man kann sie ja schließlich nicht ihr ganzes Leben ins Bett bringen. „Du gehst arbeiten – ohhh, da hätte ich ein schlechtes Gewissen meinem Kind gegenüber, wie hälst du das nur aus?“ „Studieren & Kind – ja sag mal muss das sein?“

Ich habe noch nie nur ein Wäscheteil meiner Kinder gebügelt. Eine andere Mama entspannt am Bügelbrett und der Schrank der Kinder sieht aus wie in der Kindermode-Boutique. Ist sie deshalb eine bessere Mutter? Ich koche mindestens 2x in der Woche ein Nudelgericht und  meine Kindern bekommen auch gerne mal eine Tüte Pommes oder Eis mit einem übergroßen Kleks Sahne, wenn sie das glücklich macht. Bin ich deshalb eine schlechtere Mutter?  Ich kaufe viele unserer Lebensmittel in Bio-Qualität, bin ich deshalb eine bessere Mutter? Manchmal würde ich viel lieber mit rotem Lippenstift und einem Gin an einer lässigen Bar stehen, anstatt stundenlang die Kinder in den Schlaf zu begleiten. Machen mich solche Gedanken zu einer schlechteren Mutter? Ich hab meine Kinder mindestens ein Jahr lang gestillt, davon ein halbes Jahr voll. Ich bin eine Trage-Mama, aus Überzeugung. Ist das jetzt gut? Wir schlafen immer noch im Familienbett. Ja zu viert! Ja, mein ältester Sohn ist 4 Jahre und 6 Monate alt! Ist das jetzt schlecht?

Immer wieder fällt mir auf wie viel Kritik uns Müttern entgegengebracht wird. Wie wir uns aber auch selbst und gegenseitig bewerten und in ein Muster pressen (lassen). Diese Kämpfe, als perfekte Mutter gekrönt zu werden, habe ich unglaublich satt. Genau durch solche Kämpfe werden wir immer unsicherer, das schlechte Gewissen wird immer größer und gerade junge Mütter, mit dem ersten Kind, werden völlig um ihr Bauchgefühl beraubt. Man bekommt kaum die Chance sich auf das eigene, so wichtige Bauchgefühl zu konzentrieren, sieht den Boden nicht mehr vor lauter Erziehungsratgeber, Tipps & Tricks, ungefragte Kritik oder natürlich „nur gut gemeinten“ Ratschlägen aus dem eigenen Umfeld. Wer erstellt denn die Liste zum abhaken: „So wirst du eine Super-Mom?“

Eigentlich ganz einfach – unsere Kinder

Ich bin sicherlich keine Vorzeige-Mama, dafür bin ich oftmals zu genervt, zu müde und gestresst. Meine Emotionen sind zu bunt. Ich hab Fehler und Macken und ich zeige meine Gefühle und Facetten auch vor meinen Kindern. Ob das richtig oder falsch ist, möchte ich nicht beurteilen. Aber ich kann beurteilen ob meine Kinder glücklich sind. Sie zeigen es mir!

Gerade bringe ich meine Kinder ins Bett. Das große Kind im Bett des kleinen Sohnes, leicht an mich gekuschelt. Der kleine Sohn in meiner Achselhöhle verkrochen, eine Hand in meinem Tshirt, die andere wild zwirbelnd in meinen Haaren. Vielen schlagen jetzt vielleicht die Hände über den Kopf zusammen – welches Chaos hat die nur? Und das lässt sich sich gefallen?

Ja, denn es geht um die Bedürfnisse meiner Kinder. Kein Kind ist wie das andere, jedes Kind braucht etwas anderes, hat seinen eigenen Kopf, eigene Gefühle – die es wahrzunehmen heißt. Nicht jeder Wunsch kann und muss erfüllt werden, darum geht es nicht, und das macht mich auch nicht zu einer besseren Mutter. Vielmehr geht es doch darum, die Bedürfnisse meiner Kinder zu sehen. Ihr ganz eigenes Bedürfniss nach Nähe, Freiheit, Selbstständigkeit, Hilfe und Schutz.

Keine Familie ist wie eine andere, und im Grunde geht es doch eigentlich nur darum, dass die Grundstimmung in der Familie voller Liebe ist. Unsere Kinder lieben uns wie wir sind. Sie wollen und brauchen keine perfekten Eltern und auch keine Super-Mama, die immer alles richtig macht.

Mutterschaft ist alles andere als easy. Mutterschaft ist die größte Herausforderung überhaupt. Vorallem wenn man die vielen Umstände um die Mutterrolle herum, mit einbezieht. Auch als Mutter hat man Wünsche, Träume, Bedürfnisse & Pläne. Wir müssen oder wollen arbeiten, haben Freundschaften die wir pflegen wollen, wir fühlen uns frisch geduscht wohler, brauchen eine Portion mehr Schlaf und ja, an manchen Tagen haben wir einfach schlechte Laune oder es geht uns nicht gut. Alles vollkommen natürlich, weg also mit dem schlechten Gewissen. Und an guten Tagen? Da gehen wir wieder besser auf die Bedürfnisse unserer Kinder ein. Kinder können das ab! Thats life.

Schauen wir also nicht zu sehr nach rechts & links, was die Mutter neben uns auf dem Spielplatz, in der Bahn, beim Kinderarzt oder beim Einkauf gut oder falsch macht, denn das können wir gar nicht beurteilen. Vielmehr sollten wir uns selbst nicht so sehr unter Druck setzen. Druck, irgendetwas besser oder ganz anders machen zu wollen. Vielmehr sollten wir  versuchen unseren Fokus auf unsere Familie zu richten. Genau schauen, welches Familienmitglied was gerade braucht und welche Bedürfnisse innerhalb unserer Familie bestehen. Reflektieren, darüber nachdenken, sich selbst und sein Tun immer wieder hinterfragen. Aber dabei sollten wir nicht zu streng mit uns sein…

Mutterschaft ist voller Herausforderungen.
Manchmal werden wir stolpern und das kann ziemlich weh tun,
aber die Liebe zu unseren Kindern wird uns immer wieder aufstehen lassen.
Danach streben für UNSER Kind eine gute Mutter zu sein.

Es gibt nicht einen, richtigen Weg,
sondern tausend verschiedene, eine gute Mutter zu sein.

…und Morgen ist ein neuer Tag!

Alles Liebe

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