Welch‘ unterschiedliche Auffassungen wir Mütter von Schönheit haben. Genau das durfte ich gestern bei einer Begegnung im Wartezimmer unseres Kinderarztes erleben. Die Jungs waren seit Tagen fiebrig, sie husten die ganze Nacht, sind anhänglich und im Moment wünschte ich, ich hätte 4 Arme. Für jedes Kind einen, in dem es liegen & schlafen kann. Einen weiteren, der immer etwas zum Trinken bereithält. Und einen der mit Desinfektionsspray die Keime in Zaum hält, so dass es vielleicht den Hauch einer Chance gibt, nicht auch krank zu werden. Ich hatte seit Tagen kaum geschlafen, und als wir uns auf dem Weg machten, stand ich vor dem Spiegel. Ich musterte mich kurz, und dachte: „Egal, ganz egal, du siehst furchtbar aus, aber hier geht es gerade nicht um dich, sondern um die Jungs! Also vergiss die Wimperntusche, und fahr endlich!“
Beim Kinderarzt angekommen, hielt ich einer jungen Mutter, mit Maxicosi und einer riesigen Wickeltasche beladen, die Tür auf. In der Babyschale, so ein kleines, zartes Baby, sicher keine Woche alt. Sie sah müde aus, und gleichzeitig unfassbar zufrieden, so glücklich. Im Wartezimmer setzte sie sich lächelnd neben mich. Nach einiger Zeit sprach sie mich an: „Du riechst so gut, verrätst du mir das Parfüm?“ Ich musste lachen, und wir kamen ins Gespräch. Sie erzählte mir, dass sie vor zwei Wochen Mama geworden ist. Sie zeigte mir die Spuckflecken auf ihrem T-Shirt, erzählte, dass sie seit Tagen kaum geschlafen habe, weil ihr Mädchen wohl schon im ersten Schub steckt, es mit dem Stillen aber noch nicht so recht klappen mag. Wir redeten kurz über das Stillen, über die ersten Nächte mit Baby, und irgendwann fragte sie mich: „Du siehst so gut aus, wie schaffst du das mit deinen beiden Jungs? Ich habe ja nur ein Kind, und bin schon froh wenn ich geduscht bin!“, sagte sie frustriert. Ich muss wieder lachen, und erzählte ihr wie ich eben vor dem Spiegel stand, mich kritisch begutachtete. Sie wühlte in ihrer Wickeltasche und zeigte mir ein Buch, welches sie von ihrer Freundin zur Geburt geschenkt bekam. Der Titel: Schön macht’s nicht. Aber glücklich.
Zuerst lachten wir beide, dann dachte ich über den Titel nach. Was für ein Quatsch! Dann wurde ihr Name aufgerufen, wir verabschiedeten uns und lächelten uns beide nochmal zu. Meine Gedanken drehten sich den ganzen Abend um dieses Thema, und ich fand es sehr schade, dass wir nicht weiter sprechen konnten. Irgendwie hätte ich ihr gerne noch ein paar Dinge gesagt, ihr irgendwie Mut gemacht. Weil ich nichts von ihr weiß, mache ich meine Gedanken zu diesem Thema heute öffentlich. Dieser Brief ist also eigentlich für die Frau im Wartezimmer, die ganz ohne Wimperntusche, Parfüm, und mit ihrem vollgespuckten Pullover, einfach wunderschön war.
Und trotzdem geht dieser Brief an alle Frauen und Mütter, die meinen Blog lesen. Und an deren Mütter, an ihre Schwestern und Freundinnen, an ihre Arbeitskolleginen und entfernten Bekannten. An alle, Mamas die vor dem Spiegel stehen und sich fragen, wer die Frau im Spiegel ist. Für alle die sich sicher sind, dass Kinder zwar nicht schön, aber glücklich machen.
Ich muss euch widersprechen.
Kinder machen glücklich, in jedem Fall. Und sie machen euch nicht schön, sondern wunderschön! Die Frage ist nur, wie ihr Schönheit für euch selbst definiert. Euer Körper ist vielleicht nicht mehr der, denn ihr vor der Schwangerschaft, vor der Geburt im Spiegel gesehen habt. Ihr seid aber auch nicht mehr die, die ihr vorher wart. Eine Schwangerschaft, eine Geburt, das Muttersein geht nicht spurlos an unseren Körpern vorbei.
Vielleicht bist du die,
die sich über Schwangerschaftsstreifen am Bauch ärgert? Oder aber die, deren Kaiserschnittnarbe nicht verblassen mag. Die, die auf die Waage starrt und nicht glauben kann, dass da 10kg mehr stehen, als vor der Schwangerschaft. Vielleicht bist du aber auch die, deren Augenringe man nicht mal mehr mit dem besten Concealer abdecken kann. Oder die, die keinen Schmuck mehr trägt, die die ihre Haare jeden Tag zum Zopf bindet, damit ihr die Kinder nicht die letzten Haare ausreissen. Die restlichen sind schließlich schon den Hormonenschwankungen zum Opfer gefallen. Vielleicht bist du die, die ihren Bikini gegen einen Badeanzug eintauscht, weil sie ihren vermeintlich schlaffen Bauch nicht mehr sehen kann…
Aber vermutlich bist du auch die,
die jeden Tag von den Kindern wachgekitzelt wird. Oder die, die vom Schönsten Quietschen der Welt geweckt wird. Du bist wahrscheinlich die in den Augen ihres Kindes fast ertrinkt. Die, die im Bett liegt, ihr Baby ansieht und sich fragt, wie um alles in der Welt, sie dieses Wunder begreifen soll. Du bist die, die ihr Kind voller Demut ansieht, und nie mehr nach der Bedeutung eines Wunders fragen wird. Die, die nicht weiß wohin mit all der Liebe, und mit diesen großen Gefühlen. Du bist die, die alles für ihr Baby tun würde. Die, die ihr Kind ein Leben lang wie eine Löwin beschützen würde. Du bist die, die ihr Kind trägt, wiegt, streichelt, sanft schaukelt – stundenlang, nächtelang. Du bist die, die jeden Abend Einschlaflieder singt, und sich dabei selbst wachhalten musst, um nicht vor den Kindern einzuschlafen. Du bist die, die ihr Kind tröstet, die sich ihren Kindern voll hingibt. Tag für Tag.
Das du manchmal kraftlos bist, morgens kaum aus dem Bett kommst. Das du manchmal mit dir selbst haderst, dich fragst warum das Leben mit Kind/ern so unglaublich anstrengend ist. Ich bin ganz sicher, dass du weißt, dass dich vermutlich auch nichts jemals so glücklich machen würde. Und genau, weil du glücklich bist, macht dich das Mutter sein, auch so schön.
Du platzt vor Stolz & strotzt vor Energie.
Weil man das Glück in deinen Augen sehen kann. Weil deine Augen strahlen, auch wenn sie müde sind. Weil du aufrechter gehst, du unendlich stolz bist – auf dich, auf deinen Mann, auf dein Kind oder deine Kinder. Du bist stolz, weil du, gemeinsam mit deinem Partner eine ganz wunderbare Familie geschaffen hast. Weil du ein kleines Bündel Glück geboren hast, und dabei ein großes Wunder vollbracht hast. Du platzt vor Stolz, und strotzt vor Energie. Du könntest selbst nach unzähligen schlaflosen Nächten noch einen Halb-Marathon laufen, wenn Kind dich dringend brauchen würde. Du bündelst all deine Energiereserven, wenn es um deinen kleinen Schützling geht. Das macht dich stark, und diese Stärke strahlst du aus.
Du weißt, für dein Kind bist du der Mittelpunkt, das Zentrum, der Nabel der Welt. Du weißt, dass du für dein Kind die wichtigste Person bist, die es gibt. Das fördert dich, pusht dich und dieser Gedanke, holt täglich das Beste aus dir heraus. Diese Kraft die von dir ausgeht, macht dich wunderschön.
Ich weiß nicht, ob die Frau im Wartezimmer diesen Artikel jemals lesen wird, aber darauf kommt es auch nicht an. Es geht um die Botschaft, die ich gerne in die Welt tragen würde, und vielleicht helft ihr mir dabei. Ich fange damit an, und hoffe du machst mit – ich glaube es gibt tatsächlich nicht’s, was eine Frau schöner macht als ein Kind. Mama zu sein macht schön, eben weil es nichts gibt, was uns glücklicher macht als unsere Familie.
Mutterschaft macht wunderschön,
Du bist der Beweiß dafür!

6 Kommentare zu “Kinder machen glücklich – und wunderschön.”